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Mit Mikroskop Fälschungen auf der Spur

Schriftsachverständige Susanne Seitz entscheidet über Echtheit einer Unterschrift - Jahrelange Erfahrung beim LKA

Von Alexander Müller
 

Bad Cannstatt - Sie gilt als eines der wichtigsten Beweismittel vor Gericht, ist der Schrecken aller Fälscher. Die Schriftsachverständige Susanne Seitz entscheidet über die Echtheit eines Schriftstücks oder einer Unterschrift.
 

Ob bei privaten Testaments-, Rechnungs- oder bei groß angelegten millionenschweren Firmenstreitigkeiten. Das Aufgabengebiet von Seitz ist groß. Doch immer dreht es sich letztendlich um die gleiche Frage: Um wessen (Unter-) Schrift handelt es sich? "Die forensische Schriftvergleichung ist eine wirksame Untersuchungsmethode zur Täterfindung“, erklärt die Schriftsachverständige. Und auf diesen Titel legt sie großen Wert, will nicht fälschlicherweise als Graphologin betitelt werden. "Denn dieses Berufsbild gibt es in Deutschland überhaupt nicht. Obwohl mich selbst Richter immer wieder so ansprechen“, erklärt Seitz das Trugbild, dem die meisten Menschen aufsitzen würden. Denn ein Graphologe solle rein theoretisch von der Handschrift des Täters Rückschlüsse auf dessen Charakter ziehen, eine Art Täterprofil erstellen. "Im kriminalistischen Aufgabenfeld spielt die Graphologie keine Rolle.“
 

Hingegen arbeitet die Enddreißigerin in Wahrheit sehr praktisch. "Ich kann immer nur zwei Schriftstücke oder Wörter miteinander vergleichen.“ Dabei sollten es schon die Originale sein. Wichtig dabei ist zu wissen, dass sich die Handschrift eines Menschen zwischen dem 25. und 55. Lebensjahr nicht verändert. "Das sind aber nur durchschnittliche Werte“, so Seitz. Schließlich spielen auch viele äußere Faktoren eine Rolle. Immer wieder treten nämlich durch Krankheiten, Unfälle oder auch gewisse Süchte Veränderungen auf. "In jedem Fall werden die zu begutachtenden Schriftstücke erst einmal mit dem bloßem Auge geprüft“, verrät Seitz.
 

Der zweite Schritt ist die Untersuchung unter dem Mikroskop. Dabei wird das Schriftstück mit Hilfe einer speziellen Kamera über die Vergrößerungslupe direkt in den Computer gestellt. Die Wörter werden dort bis auf die einzelnen Buchstaben, jeden kleinsten Schwungsansatz vergrößert und untersucht. "Manchmal bemerkt man, dass ein anderer Stift für einzelne Bruchstücke verwendet wurde. Oder dass der Schwung unterbrochen, noch einmal neu angesetzt werden musste“, erklärt Seitz verschiedene Erkennungsmerkmale. "Aber alles werde ich nicht verraten“, lacht die Schriftsachverständige. Aufgrund dieser Erkenntnisse wird dann ein Gutachten erstellt, dass dann vor Gericht als Beweismittel verwendet werden kann. "Aber entscheiden muss immer noch der Richter“, betont Seitz. Denn definitiv sind diese Gutachten nie. "Wir arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten.“ Dennoch haben sie eine große Bedeutung. Lautet doch das beste Urteil: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit. Der Schreiber ist zu 99,99 Prozent überführt.
 

Erfahrung besitzt Seitz genug. Nach ihrem Studium arbeitete die gebürtige Mannheimerin jahrelang als Sachverständige im Kriminaltechnischen Institut des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg. "Im Zuge dessen hat es mich auch nach Bad Cannstatt verschlagen“, so Seitz. Hier gefiel es ihr so gut, dass sie, nachdem sie sich vor gut einem Jahr selbständig machte, hier blieb.
 

© 2003, Cannstatter/Untertürkheimer Zeitung

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